Im April 2023 kamen wir wieder auf unser
Schiff. Der Plan war, von Toul nach Toulouse zu fahren , also vom Nordosten
von Frankreich in den Südwesten und das mit Zusatzschlaufe nach Bordeaux. Es
fing schon mal gut an, in der Nacht vor unserer Abfahrt lief unser erstes
Kanalstück aus. Rätselnde Gesichter, aber die Jungs von der Kanalverwaltung
füllten es innerhalb von 3 Stunden genügend, dass wir vorsichtig durchfahren
konnten. Eigentlich wollten wir ja gar nicht dort
durch, aber der direkte Vogesenkanal war geschlossen. Wegen Bauarbeiten am
Damm des Speichersees hatten sie kein Wasser um den Kanal zu betreiben. So
fuhren wir also den kleinen Umweg über den Rhein-Marne-Kanal nach Vitry le
Francois und den Champangne-Burgund-Kanal nach Pontailler an der Saone und im
Burgund. Wir trafen dabei 3 Mal gewerbliche Penichen
(Frachtschiffe) an, was uns sehr freute, sieht man die leider heute nur noch
selten. Wir kreuzten auch die Schiffe einiger Böötler-Freunde wie die „Tu Va
Ou“ von Pesche und Heidi, wo wir auch gemeinsam Nachtessen und Frühstücken
konnten und „4-Love“ von Uersu und Bärble, vorjährige
Leidens-(Arbeits-)Genossen in der Werft in Corre. In der Gegend findet man auch monströse
Bauwerke, wie der Eisenbahn-Viadukt von Chaumont, gebaut vor 100 Jahren weil
sich die Herren der Stadt ausbedungen hatten, dass die Bahn mitten durch ihre
Stadt führen müsse, auch wenn diese ganz unpraktisch zuoberst auf einem hohen
Hügel liegt. Bärti gesellte sich zu uns und unterhielt uns
über mehrere Tage mit Einsichten in Architektur, aktuellen Reiseberichten aus
absolut exotischen Ländern und Lokalpolitik aus dem Herzen der Schweiz. Beim
Böötlifahren kamen wir jedoch immer mehr in die Gegend, wo der Kanal heftig
verkrautet ist. Das wurde so viel, dass VNF kleine Bagger an die oberen
Schleusentore stellte um die Berge von Grünzeug aus dem Wasser zu heben und
daneben aufzuschichten. Angekommen auf der Saone bei Pontailler waren
wir dann das Kraut wieder los und konnten uns an dem, hier schon recht
grosszügigen Fluss erfreuen. Vorbei an St. Jean de Losne und Chalons sur
Saone kamen wir schon bald nach Macon, eine recht schöne Stadt und bekannt
für die Weine aus dem Beaujolais. Lucy holte das Auto, welches noch nicht
zurück in der Schweiz war und wir fuhren damit gemeinsam nach Nyons in den
Französischen Voralpen des Département Drôme zu einem grösseren Treffen von
Lucys Familie. Nach ein paar bootfreien Tagen waren wir
wieder zurück in Mâcon beim Schiff, Lucy brachte das Auto in die Schweiz und
anschliessend schipperten wir weiter gen Süden. |
In Lyon fehlte der Stadt gerade ein
Hafenmeister womit der Yacht-Hafen geschlossen war. Man konnte aber einfahren
und festmachen und der Code für die Eingangstore war von den anderen Böötlern
einfach zu erhalten. Strom und Wasser funktionierte, einfach bezahlen konnte
man nicht: ärgerlich!? Lyon, wie immer eine schöne und interessante Stadt die
auch zum auswärts Essen anregt. Nach ein paar Tagen günstigem Aufenthalt zog
es uns dann weiter auf die Rhone. Die Fahrt bis nach Südfrankreich war
unkompliziert und alles funktionierte bestens. An einem Uebernachtungssteg
wurden wir jedoch jäh geweckt von einem Hotelschiff, das mit hoher
Geschwindigkeit vorbeibreschte und grosse Wellen aufwurf . Da zeigen die
Frachtkapitäne meistens deutlich mehr Respekt für festgemachte Schiffe. In Viviers fanden wir eine neue und sehr gute
Steganlage. Wir verschmähten sie trotzdem, da wir anlässlich der alten Stege
schon gelernt hatten, dass man gegenüber total ruhig und mit schönsten
Aussichten ankern kann. Der kurzfristig angemeldete, aber gerngesehene
Besuch, Lucys Bruder und Schwägerin musste aber einzeln mit dem kleinen
Dinghy abgeholt und aufs Schiff gefährt werden. Avignon Hafen ist noch immer nicht toll, dafür
aber teuer. Wir blieben nur eine Nacht und ankerten die nächsten 2 vor
Beaucaire, unterhalb der alten Schleuse und der Schwelle. Ankern geht sehr
gut hier, an Land und in die Stadt zu kommen ist aber eher eine
Herausforderung. |
Auf der Petit Rhone ankerten wir bei Fourques
weil das kleine Dock besetzt war. Nach aufwendigen Fährübungen waren beide
Velos und wir beide an Land und wir konnten die Stadt besuchen. Das ganze
Prozedere machten wir am Tag darauf gleich noch mal, Arles lohnt sich halt
schon! |
Schlussendlich bin ich zum Anker getaucht und
habe am der Ankerkette gegenüberliegenden Ende ein Tau befestigt. Durch lösen
der Ankerkette hat sich der Anker dann gedreht und die rostige, alte Kette
abgekippt. Eigentlich alles gut, nur unser Anker war verbogen. Ich konnte ihn
dann ein paar Wochen später in Castelnaudary in einer Schmitte richten
lassen. |
Beim Heben des Ankers ging dann aber nichts
mehr. Er bewegte sich nicht vom Grund. Nach mehrfachem Fahren in die Kette
konnten wir dann den Anker etwas anheben und mit vielen weiteren Versuchen
brachten wir ihn mühsam bis fast an die Oberfläche.Und Surprise: Da hing noch
eine andere Kette drann mit riesigen Gliedern und total rostig. Also erst mal
grübeln, wie man diese loswerden könnte. |
Durch den Rhone à Sète Canal, zeitweise mit
den Geigeis als zusätzliche Crew erreichten wir den Canal du Midi. Hier
lernten wir Villeneuve Les Beziers besser kennen und lieben und nach der mit
etwas Kopfweh erwarteten Passage der Schleusentreppe von Fontseranne lagen
wir 2 Nächte in deren Oberwasser. Wir hatten viel Glück und konnten die
Schleusentreppe in der Mittagszeit alleine und ohne Mietboote passieren - und
es ist auch so sehr anstrengend! |
Der Canal du Midi zeigte sich von seiner
üblichen Seite. Viele Mietboote die allerlei Kapriolen aufführten jedoch
minus die schattenspendenden Bäume. Auf der Ostseite der Passhöhe (Bief de
partage) haben sie ja fast alle Bäume gefällt und glücklicherweise neue
gepflanzt. Wir werden diese aber nicht mehr in volle Pracht und voll
schattenspendend erleben. Die grössten sind jetzt gut 10 Jahre alt und geben
langsam etwas her, aber kein Vergleich zu früher. So war es dann auch oft
sehr heiss und wir fuhren ziemlich zügig bis nach Toulouse und weiter gegen
Westen. |
In Castelsarrasin kam die Fahrt aber zu einem
abrupten Stopp. Ein Sturm hatte ein paar Tage vorher ein paar hundert Bäume
in den Kanal geworfen. Sogar der Treidelweg war voller Bäume und oft
unpassierbar. Die Obrigkeit mit schwerem Gerät hatte natürlich noch andere
Hobbys, sah es wohl auf den Strassen nicht viel besser aus und so blieb der
Kanal sehr lange geschlossen. So lange, dass wir unseren Plan, nach Bordeaux
zu fahren 10 Jahre später zum 2. Mal aufgeben mussten. |
Just als wir starteten um zurück nach Toulouse
zu fahren, wo ein Winterplatz auf La Vie wartete, hätte man den Kanal wieder
passieren und nach Bordeaux fahren
können. Auf dieser Fahrt verweilten wir wieder in Montech wo der weltweit
erste (von nur 2) Wasserkeil leider stillgelegt steht. Er wurde jetzt aber
mit viel Farbe aufgemotzt und zum Industriemuseum gemacht. |
Im Boothafen im Zentrum von Toulouse
verliessen wir dann unser Schiff um in den schweizer Sommer zur Arbeit zu
gehen. Im November kamen wir aber nochmals nach Toulouse für 10 Tage
Städteferien in einer Stadt die sich absolut sehen lässt. Und wir hatten ja
schliesslich eine eigene Wohnung mitten in der Stadt! |
Nun hatten wir übrige Zeit und wir fuhren nach
Montalban und dort durch die Schleuse auf den Fluss Tarn, auf welchem man ein
paar km fahren kann. Es war heiss und wir drückten uns mit Schiff unter die
Bäume, am Vormittag auf der einen, am Nachmittag auf der andern Flussseite. |
Beim Wasserkeil (Pente d‘Eau) schiebt eine starke Maschine ein riesiges
Schild durch den betonierten schrägen Kanal nach oben und damit auch das
Wasser davor mit dem Schiff drauf. In Montech hat das tatsächlich über viele
Jahre funktioniert, war aber zu teuer im Unterhalt und Betrieb |
Yachthafen Lyon |
Schleuse Bollene |